Lastenrad, Lastenanhänger – es geht auch anders als mit dem Auto
Wie viele andere auch, habe ich mein Auto schon vor ca. 25 Jahren abgeschafft und bewege mich seitdem mit dem Rad, mit der Bahn, dem ÖPNV. Ich habe Stadtmobil mitgegründet, damals mit 3 Autos, zum Teil gebraucht. Zum Einkaufen mit dem Auto fahren, nein, wozu hat man 2 große Ortlieb-Satteltaschen?
Nichtsdestotrotz war bis vor kurzem der Transport von größeren Dingen wie z.B. das Ausfahren von Lieferservice-Kisten oder gar die Belieferung von Plattsalat mit Waren ganz klar Autosache. Mit den immer besser werdenden Elektro-Antrieben sieht die Welt aber ein bißchen anders aus & selbst in Stuttgart läßt sich jetzt Lieferverkehr ganz anders denken.
Wir experimentieren schon seit fast 2 Jahren mit verschiedenen Lastenrädern und Lastenanhängern herum und wir haben eine Menge gelernt. Allerdings stößt man dabei dann ziemlich schnell auf die vielen Probleme, die man als normaler Radler auch schon kennt, oder zumindest erahnt: katastrophale Radwege, schlechte Straßen (Lastenräder sind nicht so gut gefedert wie Autos), wo parkt man das Lastenrad? All das ist mit dem Lastenrad viel gravierender als mit dem normalen Rad. Schnell wird klar, daß hier um strukturelle Lösungen gestritten werden muß, z.B. für überdachte Parkplätze auf der Straße, die einen Teil der Autostellplätze ersetzen. Und für Fahrradschnellwege an allen großen Straßen, deren Autobereiche dafür um 2 Spuren schmaler gemacht werden. Und ähnliches mehr.
Um das Thema also voranzubringen, die Probleme wirklich zu spüren und um Lösungen zu entwickeln, haben wir gemeinsam mit Fahrräder für Afrika das Lastenrad für Stuttgart Projekt angefangen. Erst einmal haben wir ein bezahlbares Lastenrad selber gebaut, das XYZ-Lastenrad. Es ist Open Source, mit frei verfügbaren Bauplänen und für jederFrau nachzubauen und zu nutzen.
In diesem Prozeß sind einige Gruppen hinzugekommen, die das Thema auch schieben wollen und die auch das Rad nutzen wollen: die Arbeitsgruppe Anders Fahren vom Plattsalat e.V., die Neckartor Bürgerinitiative, die Critical Mass Stuttgart, der Hacker-Space Stuttgart (shack), der VCD Stuttgart, copino e.V., die Anstifter und das Welthaus Stuttgart.
Wir sind ganz optimistisch, daß noch eine Reihe spannender Projekte daraus erwachsen werden – das Interesse ist auf jeden Fall riesig.
Ach so, vor lauter Ausholen ist beinahe der Grund verloren gegangen, warum ich den Artikel überhaupt angefangen habe: Obwohl ich schon so lange weitgehend autofrei lebe und einige MitstreiterInnen im Plattsalat ebenfalls praktisch alles mit dem Rad machen, so brauchte es doch die intensivere und praktischere Beschäftigung, bis die Idee aufkam, den Spargel, der uns gerade aus den Händen gerissen worden war, mal eben auf dem Weg zum Laden mit dem E-Bike und dem Lastenhänger mitzunehmen – statt mit dem Auto holen zu gehen oder auf ihn zu verzichten. Sowas würde oft funktionieren, wenn die Transportgeräte an vielen Stellen verfügbar wären.
Wir halten die Augen und Ohren offen nach kleinen und großen Ideen.
Viele kreative Ideen wünscht,
Thomas vom Plattsalat West
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